Curriculum Vitae
Das Leben von Werner Anderegg, Uhrmachermeister und Konstrukteur astronomischer Uhren aus Nesslau im Toggenburg
Werner Anderegg wurde am 11. Dezember 1920, als Sohn von Otto Anderegg und Ida Labhart aus Steckborn in Nesslau geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in Nesslau. Werner Anderegg erlernt in vierter Generation den Beruf des Uhrmachers. Er kann also auf stolze vier Generationen seiner Handwerkskunst zurückblicken.
Abraham Anderegg 1835 – 1900
Josef Anderegg 1865 – 1898
Otto Anderegg 1893 – 1970
Zu seinem Lehrabschluss im Jahre 1941 konstruiert er seine erste astronomische Uhr. Es handelt sich dabei um eine Kopie einer Mörsburgeruhr einer Gewichtsuhr mit 5 Zeigern.
Seit seinem Lehrabschluss hat er mehr als 30 verschiedene astronomische Uhren gebaut.
1947 bestand Werner Anderegg die Meisterprüfung und wurde dann Experte für Lehrlings- und Meisterprüfungen. Viele Lehrlinge wurden in seiner eigenen Werkstatt zu guten Uhrmachern ausgebildet.
1950 heiratet er Gertrude, Aloisia Schöpfleuthner, Tochter des Emmerich Schöpfleuthner und Klara Chwoika, geboren in Wien. In den Jahren 1953, 1955 und 1956 sind ihre drei Töchter, Anita, Gertrud und Elisabeth zur Welt gekommen.
Werner Anderegg übernahm 1956 das väterliche Geschäft in Nesslau und bereicherte nach einer Renovation die Geschäftsfront mit vier von seinen selbst gebauten astronomischen Uhren. In den 60e und 70er Jahren war das Geschäft mit den einzigartigen, kunstvoll gestalteten Uhren, ein Anziehungspunkt für Touristen aus der ganzen Welt, vorwiegend aber aus den USA, den Niederlanden und Grossbritannien. Die Touristen kamen meist in Reisebussen angereist und waren begeistert von den gut verständlichen Vorträgen zu den komplizierten Uhren, die die Weltzeit, den Sternenhimmel und die Planeten anzeigten. Anschliessend an den Vortrag widmete sich Werner Anderegg dem Verkauf von Uhren und Schmuck. Zu jener Zeit stand der US-Dollar noch hoch im Kurs, für einen Dollar erhielt man vier Schweizerfranken, das Geschäft florierte. An den Abenden und an den Wochenenden besuchte Werner Anderegg seine Filiale in Wildhaus und seine unzähligen Schaufenstern in Hotels im Obertoggenburg. Viele Kunden und Kundinnen liessen sich in ihrem Hotel in gemütlicher Ambiance eine Auswahl von besonderen Schmuckstücken und Uhren vorlegen.
Grosse Bedeutung hatte für Werner Anderegg auch, dass sich seine jüngste Tochter Elisabeth zur Uhrmacherin ausbilden liess und so die jahrhundertealte Uhrmachertradition auf eine 5. Generation ausweiten liess. 1988 hat Elisabeth Anderegg das väterliche Geschäft übernommen, welches aber 15 Jahre später, wie viele andere Geschäfte in ländlichen Regionen, dem strukturellen Wandel im Toggenburg zum Opfer fiel. Seither repariert sie vorwiegend Grossuhren im Uhrenatelier, das über dem elterlichen Geschäft in Nesslau eingerichtet worden ist. Sie ist auch einige der wenigen Expertinnen, die sich mit Reparaturarbeiten von astronomischen Uhren auskennt.
Werner Anderegg hat sich bis ins hohe Alter dem Bau astronomischer Uhren gewidmet. Es war ihm auch ein Anliegen, seine Leidenschaft für die Astronomie mit der einheimischen Bevölkerung zu teilen. So hat er vielen Institutionen, vor allem Schulen, aber auch dem Johanneum in Neu St. Johann eine seiner Uhren geschenkt.
1993 erhielt er den Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung zusammen mit dem bekannten Germanisten Jost Kirchgraber und dem Musiker Peter Roth, welcher auch die Musik für eine seiner letzten Konstruktionen, einer Toggenburger Ländlerkappelle mit vier geschnitzten, beweglichen Figuren, geschaffen hat. Nur wenige Monate später verlor Werner Anderegg auf dem einen Auge sein Augenlicht infolge einer Laserbehandlung, welche zur Entfernung eines Melanoms im Auge durchgeführt werden musste. Als er schon fast ganz erblindet war, trat er ins Alters- und Pflegeheim Churfirsten in Nesslau ein. Zusammen mit seiner geliebten Frau verbrachte er dort sein letztes Lebensjahr. Am 20. Oktober 2009, wenige Wochen nach dem Erscheinen seines Buches, verstarb er im Kreise seiner Familie. Seine Frau Gertrud ist ihm nur wenige Wochen später nachgefolgt.
Sein Lebenswerk wurde im Sachbuch mit dem Titel "Astronomische Uhren" gewürdigt. Das Buch kann im Toggenburger Verlag oder über diese Hompage unter "Buchbestellung" erworben werden.
Von 2006 - 2011 waren 13 astronomische Uhren in der Erlebniswelt Toggenburg in Lichtensteig ausgestellt. Die vier astronomischen Uhren, die früher die Geschäftsfront in Nesslau geschmückt haben, sind seit 2008 im internationalen Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds zu betrachten.
Im August 2011 wird eine neue Ausstellung eröffnet im Zeitzentrum in Grenchen. Es werden dort fünfzehn astronomische Uhren zu bestaunen sein.